Deine Arme halten mich

Published by freiheiraten on

Schwule Hochzeit im Weingut Clauer

Das Hochzeitspaar sagt Ja

Warum sind wir hier?

Jedes Paar hat ein eigenes Warum. Der Ursprung von Lukas und Max geht darauf zurück, dass Max eines Abends im Klub K aus Versehen zwei Bier serviert bekam und das überzählige Getränk Lukas anbot. Sie begannen sich zu unterhalten und stellten viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Beruf eines Psychiaters und eines Bestatters fest. Ihre Unterhaltung riss nie ab. Sie spürten eine starke Anziehungskraft und verstanden: auf diesen Menschen habe ich gewartet.

Günstig liegende Tarotkarten (der Narr versprach jugendliche Unbekümmertheit) und ein Lieblingsgedicht fügten die Puzzleteile zu einer starken und liebevollen Verbindung hinzu:

ich liege bei dir.
deine arme halten mich.
deine arme halten mehr als ich bin.
deine arme halten, was ich bin, wenn ich bei dir liege und deine arme mich halten.

Ernst Jandl, liegen, bei dir

Hochzeit war in den Augen der beiden lange Zeit ausschließlich etwas für Andere. Sie brauchten dieses Zeremoniell nicht. Im Freundeskreis heirateten erste schwule Paare und da keimte doch der leise Gedanke einer Heirat auf. Als Lukas die steuerrechtliche und finanzielle Seite prüfte, eröffnete er eines Abends Max, der soeben durch die Tür hereintrat, dass es sich doch lohne, zu heiraten. Dieser Beinahe-Antrag ebnete den Weg einer romantischen, lustigen und tiefgründigen Hochzeitsvorbereitung. Wer hätte das gedacht!

Hochzeitszeremonie auf der Wiese im Weingut Clauer

Ungeklärte Beziehungsfragen

Die Hochzeit der zwei Männer verbindet nun nicht nur zwei Familien miteinander, sondern auch Ost- mit Westdeutschland. Ein nie geklärter Streit unter den beiden geht nicht darum, wer die Socken rumliegen lässt, sondern wer die Currywurst erfunden hat. Eine Umfrage unter den Gästen ging klar für Ruhrpott und gegen Berlin aus.

Das Hochzeitspaar lacht

Die Vier Elemente und die Liebesgeschichte

Freie Trauungen sind deswegen so genial, weil jedes Paar die eigenen Vorlieben integrieren kann. In diese Hochzeitszeremonie habe ich auf Bitten des Paares die anthroposophische Sichtweise der vier-Elemente-Lehre eingeflochten. Im Vorfeld habe ich im Stammtisch der Rednerinnen und Redner meine liebe Kollegin Regina Bach https://reginamariabach.de/ um Weiterbildung gebeten, die mir ihre Art dieses Rituals erläuterte. Nach Reginas Vorstellung und den Erläuterungen von Lukas und Max habe ich die symbolische Bedeutung von Erde, Feuer, Wasser und Luft in die Kennenlerngeschichte der beiden integriert:

  • Die Erde gibt uns Nahrung und Halt. Was erdet uns, was gibt uns Kraft? Woher, aus welchen Familien und Traditionen kommen wir? Die Hochzeitsringe aus irdenem Metall erinnern an diese Fragen und Antworten.
  • Das Feuer ist Wärme, Sonne, Leidenschaft. Was hat die Liebe entzündet, was hält sie am Brennen? Feuer bedeutet Leidenschaft und Spiritualität, die Anziehungskraft die jedes Liebespaar ergreift.
  • Das Wasser fließt, es bewegt sich, es ist lebensnotwendig. Was hält unsere Beziehung am Fließen, was hält uns lebendig und was schenkt uns Heilung? Wasser bedeutet Gefühle, die sich stetig weiterentwickeln, das Fließende, Verschwimmende, liebevolle Gefühlsduselei, die Wellenbewegung zwischen Abstand und Nähe die wir in Beziehungen spüren sowie überfließende Gefühle.
  • Die Luft lässt uns atmen – Was gibt unserer Liebe Atem, was lässt uns luftig, leicht und humorvoll miteinander umgehen? Luft bedeutet Verstand, Ideen, Ausleben, Kommunikation, die Traurede und die Traufragen mit „Ja, ich will!“

Außerdem feierten Lukas und Max ihre Liebe an Neumond, die beste Phase, um zu heiraten!

Zwei Männer teilen ihre Gemeinsamkeiten und Gegensätze

Ich kannte Lukas aus meiner Arbeit als Trauerrednerin. Als ich Max kennenlernte und wir uns Zeit nahmen, um mit vielen Fragen in die Tiefe ihres Warums einzusteigen, wuchs in mir die Pflanze der Zuneigung für dieses Paar groß und fest heran. Was haben wir gelacht! Ich tippte wie eine Weltmeisterin mit und hatte am Ende die Aufgabe zu bewältigen alle Geschichten präzise und pointiert zu präsentieren. Die Zeremonie war ein Fest der Tränen und Liebe, und auch mir kullerten Tränen aus den Augen, als ich den beiden gratulierte.

Lukas und Max sind in schweren Zeiten füreinander da, wenn sie um liebe Menschen trauern, wenn es gilt, Doktorarbeiten zu schreiben, Abschlussarbeiten fertig zu stellen oder räumliche Wochenendbeziehungen zu bewältigen. Die rote, gemeinsame Linie ist Reisen, Essen, Freundschaft, Offenheit, Feinsinnigkeit, Kunst, Kultur und immer wieder Wohnmobil.

Queere Hochzeit Heidelberg

Ich war berührt davon, dass es Orte gibt, an denen sich zwei Männer treffen und verlieben können, um überflüssige Getränke aneinander zu verschenken, dass sie eine Beziehung miteinander eingehen und sich im Außen zeigen dürfen, sodass sie am Ende alle ihre Leute einladen und sich einen fetten Hochzeitskuss geben.

Hochzeitskuss

Das war überwältigend. Ich wünsche mir eine Welt, in der es mehr davon gibt, in der jede und jeder seinen Menschen finden darf und eine Welt in der schwule, lesbische und einfach alle liebenden Paare ihren Weg finden und laut feiern mit „Ja, ich will!“

Das Hochzeitspaar sagt Ja

Verbeugung voreinander

Auch das Element Luft trug uns durch die Rede. Luft bedeutet Verstand, Ideen, Ausleben und Kommunikation. Ein sehr wichtiger Wert der beiden ist Freiheit. Daher verbeugten sich Max und Lukas vor dem Jawort voreinander. Symbolisch sicherten sie sich damit Respekt, Freiraum und Freiheit zu und gaben sich gegenseitig die Erlaubnis, sich in der Ehe ausleben zu dürfen.

Verbeugung vor dem Ja-Wort

Buddhistisches Ritual: Wasser wird an einen alten Baum gegossen

Die Zeremonie hielten wir auf einer Sommerwiese neben den Weinreben ab, auf der ein alter Nussbaum steht. Nach einem buddhistischen Gedanken soll Wasser an den ältesten Baum gegeben werden, der an einem glücksbringen und heiligen Ort steht. Lukas und Max trugen am Ende der Zeremonie eine Wasserschale zu dem alten Nussbaum und manifestierten damit Liebe, Glück und Zweisamkeit für ihre gemeinsame Zukunft.


Auch die Weinreben trugen zur Bedeutung des Ortes für das Paar bei: Wein verbindet Max mit Lukas, beide mögen trockenen, spritzigen Winzersekt und am liebsten Champagner. Ich zitiere: „Krug Champagner ist das allergeilste im Leben!“

Hochzeitslocation Weingut Clauer

Das Weingut Clauer liegt am Rande Heidelbergs und begeisterte durch Exklusivität, das Gefühl von zu Hause sein, einer Mischung aus schick und bodenständig, gutes Essen und Trinken. Ich kannte es vorher noch nicht und bin total beeindruckt. Die Paare sind alleine mit ihren Gästen an dem Tag, es gibt die wunderschöne Hochzeitswiese, aber auch eine hübsche Terrasse mit Ausblick in die grünen Weinberge und das Ganze mit sehr freundlichem Personal. Meine Empfehlung für Hochzeitsfeiern mit Charme in Heidelberg: https://www.weingut-clauer.de/!

Hochzeitsfotografin Susanne Lencinas

Susanne Lencinas https://www.susanne-lencinas.de/ hat mal wieder großartige Arbeit geleistet. Ihre fröhliche Art hat mich schon lange begeistert und ihr Auge für Motive, Orte, Hintergründe und Formen. Danke an dich für die schönen Fotos!

Das Hochzeitspaar und Rednerin Ingrid

Home Über mich Freie Trauung − Real weddings Blog&News Kontakt

Rednerin Ingrid Rupp
Foto: Dana Rösiger

NEWSLETTER?

Du erhältst Tipps zum Schreiben, Reden halten sowie meine Angebote.

Auch du bist kreativ - zeigt es mir! Gerne lade ich dich in meine Welt ein.

Kein Spam! Siehe meine Datenschutzerklärung.


0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Avatar placeholder

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert